Ausgeschlossen blieb in seinem Werkkanon von allen wichtigen in der Barockzeit vertretenen Gattungen die szenische Musik, insbesondere die Oper. Dies bedeutet aber nicht, dass Bachs Musik auch heute noch auf szenische Umsetzungen verzichten müsste. Nachdem Aufführungen der Bachschen Passionen nicht nur in der Kirche, sondern auch im Konzertsaal ermöglicht worden waren, war es nur noch ein kleiner Schritt, sie bei ihrer unüberhörbaren dramatischen Ausdruckskraft auch in theatralischen Formen darzubieten. Der erste Versuch mit der Matthäus-Passion des englischen Bühnenbildners, Schauspielers und Regisseurs Edwar Gordon Craig (1872-1966) konnte wegen Ausbruch des ersten Weltkrieges nicht verwirklicht werden. Doch schlossen sich Experimente von Ferrucio Busoni und Carl Orff an. Eine erste tänzerische Umsetzung der Matthäus-Passion gelang 1981 dem Choreographen John Neumeier (geb. 1942) an der Hamburger Staatsoper.
Desiderat bei allen szenischen Darbietungen ist es, die Grenzen des Pietätvollen in der konkreten Darstellung der Leidensgeschichte Jesu Christi einzuhalten. Dies gelang nun auch bei einer szenischen Aufführung der Johannes-Passion, die der Heinrich-Schütz-Chor aus Osaka in Tokyo zeigte. Gleich mit dem ersten Einsatz des in römischen Tuniken bekleideten und sich langsam auf der Bühne bewegenden Chores war der Bann, unter dem die gesamte Aufführung stand, geschaffen: „Herr, unser Herrscher“ – und die Choristen streckten Haupt und Arme in einer flehentlichen Geste gen Himmel, als wollten sie damit die Unfassbarkeit des Leidens Christi zum Ausdruck bringen.
K.B
J. S. Bach: Johannes-Passion in einer szenischen Auffürung des
Heinrich-Schütz-Chors Osaka. Auf der Bühne sind Jesus, Pilatus, der
Evangelist, Choristen und die Instrumentalisten, die Leitung hat Toma
Shuichi.
Heinrich-Schütz-Chors Osaka. Auf der Bühne sind Jesus, Pilatus, der
Evangelist, Choristen und die Instrumentalisten, die Leitung hat Toma
Shuichi.
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